Österreichische Notarinnen und Notare sind – im Gegensatz zu einem Notary Public in den USA – Top-Juristen. Sie üben einen herausfordernden und anspruchsvollen Beruf aus, der zu den juristischen Kernberufen zählt und entsprechend streng reguliert ist. Nur die besten Uni-Absolventinnen und Absolventen erhalten Angebote für Stellen als Notariats-Anwärterin bzw. Notariats-Anwärter und können die Laufbahn einer Notarin oder eines Notars einzuschlagen. Wer sich dafür entscheidet, durchläuft dann noch einmal eine mehrjährige zusätzliche Ausbildung. Qualifizierte Juristinnen und Juristen wird man also kaum finden.
Die Ausbildung zum „Notary Public“ im Rechtssystem der USA ist gänzlich anders
Das Notariat in den USA unterscheidet sich deutlich von dem in Österreich und Kontinentaleuropa. Der Notary Public ist in Ausbildung, Qualifikation, Befugnissen und Kompetenz nicht ansatzweise mit Notarinnen und Notaren österreichischer bzw. kontinentaleuropäischer Prägung vergleichbar. Ein Notary Public ist in aller Regel nicht einmal Jurist. Viele Notary Publics üben ihre Tätigkeit als Nebenbeschäftigung zu ihren eigentlichen Berufen (etwa als Immobilienmakler) aus. Auch haben einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiten von Postfilialen, UPS Stores oder Copy Shops die Notary Public „Zulassung“ und wird das dort als Zusatzdienstleistung angeboten (siehe zB hier).
Auch die Rolle von Notaren und Notarinnen ist in den USA eine völlig andere
Auch erfüllt der Notary Public ganz andere Aufgaben, als österreichische und kontinentaleuropäische Notariate (siehe auch hier). Die Aufgabe eines Notary Public beschränkt sich auf die bloße Beglaubigung von Dokumenten bzw. die Bestätigung der Identität einer Person. Bei einem Notary Public erfolgt jedoch weder eine rechtliche Beratung noch eine rechtsgeschäftliche Beurkundung. Einem Notary Public ist es sogar ausdrücklich verboten, eine juristische Meinung abzugeben oder gar Rechtsrat zu erteilen. In Österreich hingegen ist die unabhängige und neutrale Rechtsberatung – sowie der Errichtung von öffentlichen Urkunden – einer der zentralen Aufgabe des Notariats.
Insoweit ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass es in den USA ganz und gar unüblich ist, einem Notary Public Gelder auf Fremd- bzw. Anderkonten anzuvertrauen. Die Einvernahme und Weiterleitung von Zahlungen gehört in den USA nicht zu den Aufgaben eines Notary Public und er hat dafür auch nicht die entsprechende Vertrauensstellung inne.
Ein Notary Public ist zum österreichischen Notarberuf grundverschieden
Im Ergebnis lässt sich ein Notary Public in den USA – trotz oberflächlicher Gemeinsamkeiten – nicht mit österreichischen bzw. kontinentaleuropäischen Notarinnen und Notaren vergleichen. Als Faustregel gilt, dass die Gemeinsamkeiten dort endet, wo juristische Vorbildung oder Vertrauensstellung der Notarin oder des Notar besondere Verantwortung übertragen. Das ist es letztlich, was den Beruf des Notary Public in den USA vom österreichischen bzw. kontinentaleuropäischen Notarberuf grundlegend unterscheidet.
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